Deutscher Meister!

Das U12-Team der Schachfreunde gewinnt die DVM

31. December 2023
von Julian Maisch
DVM

Kornwestheim ist Deutscher Vereinsmeister 2023 in der Altersklasse U12! Yunqi Li, Nick Retzlaff, Audrey Tu, Daniel Bodriyenko und Arian Hasanovic holen sich den Titel bei der DVM in Magdeburg.

Die Reise dorthin beginnt ein Jahr vorher: DVM 2022(!) - Altersklasse U10. Wir sind in Berlin. Kurz nach Ende des Turniers – damals Platz 6 - kommt der Wunsch aus dem Team „Wir wollen nächstes Jahr in der U12 Meister werden“. Okay, das Ziel ist klar. Ob das klappt? – Wer weiß. Ist es den Versuch wert? – Na klar! Damit also auf ins Jahr 2023.

Bereits wenige Wochen später, im Januar, steht der erste Qualifikationsschritt an: die Württembergische Jugendvereinsmeisterschaft. Diese erste Hürde wird souverän gemeistert. Danach ist erstmal etwas Pause für den Mannschaftswettbewerb und es geht erst im Sommer weiter mit der BW-Ausscheidung. Wir sind ein Wochenende in Rottweil. Und auch dort läuft alles nach Plan. Selbst gegen die schärfsten Konkurrenten, das badische Team aus Walldorf, gelingt ein Sieg. DVM, wir kommen!

Nun also Magdeburg. Am zweiten Weihnachtsfeiertag reisen wir dorthin. Das Besondere ist in diesem Jahr: alle Altersklassen (U10 bis U20) spielen an einem zentralen Ort und das zum bisher ersten Mal. Mit Magdeburg verbinden wir außerdem herausragende DVM-Erinnerungen. Aus dem Team war zwar niemand dabei, doch fünf Jahre vorher wurde an gleicher Stelle unsere damalige U14 Deutscher Meister (erstmalig in der Vereinsgeschichte). Daran erinnert sich auch die DSJ in ihrem Vorbericht:

Ein Ausschnitt aus dem Vorbericht zur U12 in der DVM-Zeitung (Quelle: DSJ Meisterschaftszeitung).
Ein Ausschnitt aus dem Vorbericht zur U12 in der DVM-Zeitung (Quelle: DSJ Meisterschaftszeitung).

In der U12 sind 20 Teams am Start. In der Setzliste finden wir uns auf Platz 1 wieder und sind damit im Prinzip von Anfang an die Gejagten. Doch das Feld ist so eng, dass mindestens 11 Teams in Schlagdistanz zur Spitze sind. Und gegen die Nummer 11 der Setzliste geht es in Runde 1. Es ist Walldorf, gegen die wir in diesem Jahr ja bereits in Rottweil gespielt hatten. Glücklicherweise entwickeln sich auch in Magdeburg alle Partien vielversprechend. Das 1:0 gelingt Nick, mit einer netten Kombination zum Abschluss:

Kombination am Ende von Nicks Partie in Runde 1. Was zieht Weiß?
Kombination am Ende von Nicks Partie in Runde 1. Was zieht Weiß?

Am Ende steht es 3:1 und der Start ins Turnier ist gelungen. Der Zeitplan bei der DVM ist recht eng und so geht es nach dem Mittagessen direkt weiter. Runde 2 gegen den Hamburger SK. Alles läuft optimal und es gelingt ein 4:0, das auch erstmal die Tabellenführung bedeutet. Doch nach zwei Runden heißt das noch nichts. Dennoch zeigt es, dass der erste Tag sehr gut lief. Guter Start! Abendessen, Vorbereitung und am nächsten Morgen geht es weiter. Gegner ist der SK Kelheim. Es entwickeln sich sehr spannende und enge Partien. Thema des Tages: Turm und Bauer gegen Springer plus Läufer. Gleich an zwei Brettern gibt es diese Materialverteilung. Auf Kornwestheimer Seite haben Nick und Arian jeweils den Turm. Schlecht für uns: am Ende setzen sich jeweils die Leichtfiguren der Kelheimer durch. Und auch an den anderen beiden Brettern ist lediglich ein halber Punkt von Yunqi zu holen: 0,5:3,5. Das ist eine deutliche Niederlage. Aber es folgen noch vier weitere Runden und in Runde 4 wollen alle gegen Bad Homburg zurückschlagen. Und das so sehr, dass einige Überzeugungsarbeit notwendig ist, um zu entscheiden wer in der kommenden Runde aussetzt. Da wir mit einem 5er-Team angereist sind, kann jede Runde jemand pausieren. Oder in dem Fall „muss“. Schließlich ist die Entscheidung getroffen. Arian pausiert und die anderen vier sitzen gegen Bad Homburg am Brett. Und es läuft gut. Teilweise haut die Vorbereitung sehr gut hin, lediglich Audrey kämpft mit einer Überraschung. Im Ergebnis gelingt ein 3:1 Sieg. Das Comeback ist geglückt und in der Tabelle sind wir in der Verfolgergruppe.

Tabellenstand nach Runde 4.
Tabellenstand nach Runde 4.

In Runde 5 ist das Ziel wieder mit der Tabellenführung gleichzuziehen. Gegner ist der SV Dresden-Striesen 1990, die bisher vier Siege einfahren konnten. An unseren beiden Weiß-Brettern lautet das Ergebnis jeweils Remis. Yunqi übersteht ein paar Schwierigkeiten und Daniel vereinbart das Unentschieden nach einen unübersichtlichen Partieverlauf und bei knapper Bedenkzeit. Es kämpfen also Nick und Arian – jeweils mit Schwarz – um den Mannschaftssieg. Und das machen beide hervorragend und gewinnen ihre Partie. Damit heißt es 3:1. Jetzt hat niemand sonst mehr Punkte, trotzdem ist die Tabellenlage so eng, dass wohl jeder Punktverlust entscheidend sein kann.

Am Nachmittag folgt die nächste Begegnung gegen die SG Solingen. Daniel soll aussetzen, der Rest bereitet sich vor. Wir erscheinen pünktlich zum Rundenbeginn und stellen fest: Nicht Arian ist eingetragen, sondern doch erneut Daniel. Aufgrund eines Serverabsturzes wurden die Online-Mannschaftsmeldungen gelöscht. Davon haben/konnten wir nichts mitbekommen und völlig unerwartet muss doch Daniel spielen. Auf die Nachfrage bei der Turnierleitung bekommen wir die Antwort, dass in der Aufstellung gespielt werden muss, die da jetzt steht. Also kurz Hektik. Wir holen den überraschten Daniel aus dem Hotelzimmer und Arian muss doch aussetzen. Kein guter Start in diese wichtige Runde. Yunqi und Audrey können für uns zwei Punkte erspielen. Nick wird nach einem Bauernvorstoß ausgekontert. Also 2:1. Für Daniel verläuft die Eröffnung leider nicht gut. Mit einem Bauern weniger verteidigt er sich trotzdem zäh. Sein Gegner möchte natürlich für Dresden das 2:2 sichern. Doch es kristallisiert sich mehr und mehr heraus: Daniel biegt das noch um. Am Ende bekommt er sogar die Chance zum Sieg, nutzt sie und es steht 3:1. Freude! Auch Dresden gewinnt und so kommt es in Runde 7 zum Fernduell um den Titel.

Tabellenstand nach Runde 6.
Tabellenstand nach Runde 6.

Die Ausgangslage ist klar: wir versuchen gegen Offenbach zu gewinnen. Sobald das geschafft ist, können wir auf die Begegnung Dresden-Berlin schauen. Und im Zweifel kommt es auf die Zweitwertung an.

Der finale Tag beginnt gut. Keine Schwierigkeiten mit den Namen und es kann Arian wie geplant spielen. Ihm gelingt auch als erstes der Sieg. 1:0. Etwas später vereinbart Yunqi an Brett 1 Remis und es fehlt noch ein Punkt, entweder von Nick oder von Audrey. Während bei den Mitreisenden die Anspannung steigt, behalten die beiden am Brett die Nerven. Und es ist Audrey, die die freudige Nachricht überbringt: sie hat gewonnen. Nick muss sich leider nach längerem Kampf noch geschlagen geben, doch trotzdem ist der Mannschaftssieg gesichert: 2,5:1,5. Damit richten sich die Augen auf die Begegnung Dresden-Berlin. Dort ist es immer noch spannend. Drei Partien laufen. Irgendwann ist es nur noch eine 1,5:1,5. Für Dresden und uns hängt es also an dieser Partie. Noch etwas später steht es fest: Berlin gewinnt und für uns heißt das „Deutscher Meister“. Ziel erreicht. Der Wunsch geht tatsächlich in Erfüllung. Die DVM in Berlin liegt nun ein Jahr zurück.

Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte gewinnt ein Team der Schachfreunde bei der DVM. Yunqi, Nick, Audrey, Daniel und Arian sind „Deutscher Vereinsmeister U12 2023“. Großartig! Bei der Siegerehrung werden Yunqi und Daniel zusätzlich noch für die beste Einzelleistung an Brett 1 bzw. Brett 4 ausgezeichnet.

Deutscher Meister. Die U12 bei der Siegerehrung (von links): Arian Hasanovic, Audrey Tu, Daniel Bodriyenko, Yunqi Li und Nick Retzlaff (Foto: DSJ).
Deutscher Meister. Die U12 bei der Siegerehrung (von links): Arian Hasanovic, Audrey Tu, Daniel Bodriyenko, Yunqi Li und Nick Retzlaff (Foto: DSJ).

Zu so einem Erfolg gehört immer auch das kleine Quäntchen Glück, aber in erster Linie haben die fünf eine super Leistung am Schachbrett abgeliefert. Dieses Mal wurden noch keine neuen Ziele formuliert. Wir werden sehen, was das Jahr 2024 bringt.