Sieben Schachfreunde beim größten Schachturnier Europas

Gute Ergebnisse beim Grenke Chess Open in Karlsruhe

4. April 2018
von Julian Maisch

Über die Osterfeiertage fand in Karlsruhe die dritte Auflage des Grenke Chess Opens statt. Unter den über 1500 Teilnehmern waren auch sieben Kornwestheimer Schachspieler und begegneten der internationalen Konkurrenz beim größten Schachturnier Europas. In der A-Gruppe traten Nils Afonso, Danny Yi, Till Heer und Julian Maisch an. Die weiteren Teilnehmer aus Kornwestheim: Phil Afonso, Dieter Bauer und Oliver Handel spielten in der B-Gruppe mit. Das Besondere in der Karlsruher Scharzwaldhalle: neben dem offenen Turnier ermittelten gleichzeitig Top-Spieler um Weltmeister Magnus Carlsen in einem Einladungsturnier ihren Sieger. So konnten alle Teilnehmer in zumindest räumlicher Reichweite zur Weltspitze die eigenen Partien spielen. Zudem bot auch das Teilnehmerfeld des offenen Turniers mit über 60 Großmeistern und zahlreichen weiteren Titelträgern hohe Qualität.

Für Till Heer (Setzlistenplatz 636) begann das Turnier mit zwei Niederlagen. Anschließend gelangen aber ein Sieg und ein Remis. Die dramatischste Partie ergab sich in Runde 6. In einer druckvoll gespielten Partie erreichte Heer eine aussichtsreiche Stellung. Zudem verbrauchte sein Gegenüber sehr viel seiner Bedenkzeit, so dass diesem kurz vor dem Zeitaufschlag nur noch Sekunden verblieben. Doch auch der Kornwestheimer hatte nur etwas mehr restliche Bedenkzeit. In dieser angespannnten Situation gelang es Heer nicht seine Vorteil zu verwerten und die Partie kippte sogar ins Gegenteil. Nach dieser ärgerlichen Niederlage konnte der Kornwestheimer in den drei verbleibenden Runden noch weitere 1,5 Punkte erspielen, so dass am Ende drei Punkte zu Buche standen.

Da der ausgeloste Kontrahent nicht zur Partie erschien, begann das Turnier für Julian Maisch (Startplatz 348) mit einem kampflosen Punkt. Das Auftaktspiel gab es somit in Runde 2 gegen einen starken rumänischen Spieler. Die Stellung entwickelte sich kompliziert. Nach einem Qualitätsopfer fand sein Gegenüber nicht die präziseste Verteidigung und Maisch konnte den vollen Punkt verbuchen. Runde 3 und 4 liefen weniger erfolgreich. Gegen einen Internationalen Meister und einen Fide-Meister mussten zwei Niederlagen hingenommen werden. In Runde 5 war die Partie erneut am Rande der Niederlage, allerdings gelang dem Kornwestheimer doch noch die Flucht ins Remis. Anschließend ging keine Partie mehr verloren. Einem vollen Punkt, folgten abschließend drei Remis gegen durchweg starke Gegnerschaft. Fünf Punkte und Platz 224 bedeuteten am Ende ein sehr gutes Ergebnis.

Danny Yi startete von Setzlistenplatz 527 ins Turnier. In den ersten Runden wechselten sich nominell stärkere und schwächere Gegner ab und genauso Sieg und Niederlage. Nach zwei gewonnen und zwei verloreren Partien gelang es dem Kornwestheimer Nachwuchsspieler in Runde 5 zum ersten Mal dem höher gesetzten Gegner ein Remis abzunehmen. Auch die nächste Gegnerin war in der Setzliste über dem Kornwestheimer platziert. Davon unbeeindruckt erspielte sich dieser allerdings bereits in der Eröffnung deutliche Vorteile. Das resulierende Endpsiel verwertete Yi sicher zum Sieg. In Runde 7 wartete ein spanischer Kontrahent. In einer komplizierten Stellung war hier aber nichts mehr zu holen und Yi beendete mit guten 3,5 Punkten aus sieben Spielen das Tunier. Aufgrund der sich direkt an das Turnier anschließenden Württembergischen Jugendeinzelmeisterschaft mussten die teilnehmenden Kornwestheimer Jugendspieler die beiden Schlussrunden am letzten Turniertag auslassen. Dies galt auch für Nils Afonso. Von Setzlistenplatz 728 gestartet hatte er es durchweg mit höhergesetzten Kontrahenten zu tun. Dabei gelang dem Kornwestheimer Jugendlichen zweimal ein Remis in seinen sieben Spielen. In Runde 5 fehlte nicht viel zum Sieg. Allerdings war trotz einer vorteilhaften Stellung der Druck aufgrund sehr niedriger Bedenkzeit sehr hoch. Beide Spieler hatten nur noch wenige Minuten verbleibend und mussten dementsprechend ihre Züge sehr schnell ausführen. Dabei unterlief Afonso ein entscheidender Fehler, der den Partieverlust bedeutete.

Phil Afonso startete als jüngster Kornwestheimer im B-Turnier. Hier ging es darum gegen die nominell stärkeren Gegner Erfahrung und möglichst viele Punkte zu sammeln. Das klappte ausgezeichnet, denn in Runde 1 gelang sofort der erste Sieg. Auch von den drei darauffolgenden Niederlagen ließ sich der junge Kornwestheimer nicht entmutigen und erspielte anschließend weitere zwei Siege und ein Unentschieden. 3,5 Punkte aus sieben Spielen bedeuteten ein sehr starkes Ergebnis.

Oliver Handel (Startrang 107) musste in den ersten drei Runden lediglich einen halben Punkt abgeben. Dadurch hatte er sich bis an Brett 38 vorgearbeitet. In dieser Partie musste der Kornwestheimer dann seine einzige Niederlage im Turnierverlauf hinnehmen. Weitere zwei Remis und ein Sieg bedeuteten nach sieben Runden gute 4,5 Punkte. Krankheitsbedingt konnte der Kornwestheimer Kreisligaspieler in den beiden Schlussrunden nicht mehr antreten und das Punktekonto nicht weiter erhöhen.

Ebenfalls im B-Turnier startete Dieter Bauer (Startrang 229). Nach einem Auftatktsieg, war die Niederlage in Runde 2 ein kleiner Dämpfer. Das eine solche Niederlage aber noch nicht weiter schlimm ist, bewiesen die nächsten Runden. Mit zwei Remisen und zwei Siegen hatte sich der Kornwestheimer wieder weit nach vorne gespielt. Gegen den indischen Kontrahent war in diesem Fall aber nichts zu holen. Ein Remis und ein Sieg in den beiden Schlussrunden bedeuteten am Ende trotzdem sehr gute 5,5 Punkte und Platz 103.

Insgesamt können die Kornwestheimer mit ihrem Abschneiden in Karlsruhe sehr zufrieden sein. Die A-Gruppe gewann sensationell der erst 13-jährige Vincent Keymer. Das deutsche Nachwuchstalent düpierte alle Favoriten und sicherte sich mit acht Punkten den Gesamtsieg und die 15.000 Euro Preisgeld.

Danny Yi erzielte 3,5 Punkte in sieben Spielen. (Quelle: GRENKE Chess, Georgios Souleidis)
Danny Yi erzielte 3,5 Punkte in sieben Spielen. (Quelle: GRENKE Chess, Georgios Souleidis)
Julian Maisch beim Nachdenken in Runde 3. (Quelle: GRENKE Chess, Georgios Souleidis)
Julian Maisch beim Nachdenken in Runde 3. (Quelle: GRENKE Chess, Georgios Souleidis)
Blick in den Haupt-Spielsaal.
Blick in den Haupt-Spielsaal.